Sorge um den Raumfahrtstandort Augsburg

Staatssekretär Johannes Hintersberger und MdEP Markus Ferber zum Informationsbesuch bei MT Aerospace

21.11.2014

Am 2. Dezember 2014 findet in Luxemburg die nächste ESA-Ministerratstagung statt. Heute zeichnet sich ab, dass die europäischen ESA Staaten dabei die Weichen für den Einstieg in eine neue Trägergeneration zur Ablösung der heutigen Ariane 5 stellen werden. Seit 1988 ist die MT Aerospace in Augsburg für ca. 10% dieses Trägers verantwortlich. Durchschnittlich 500 Mitarbeiter finden seit damals in diesem Programm ihre Beschäftigung.

Über die Konsequenzen der Entscheidungen in Luxemburg für den Raumfahrtstandort Augsburg informierten sich heute der Staatssekretär im Bayerischen Finanzministerium Johannes Hintersberger und der Europaabgeordnete Markus Ferber bei einem Unternehmensrundgang und Gesprächen mit dem Management der MT Aerospace. 
Zu den Fragen der Politiker nach der Perspektive Augsburgs in diesem neuen Trägersystem fand der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens Hans Steininger klare Worte: 
„Unser Unternehmen ist auf die nächste Generation bei den europäischen Trägern gut vorbereitet. Die Leichtbau Region Augsburg, unsere Partner DLR und Frauenhofer Gesellschaft und nicht zuletzt die Förderung durch die Bayerische Staatsregierung haben uns dabei sehr geholfen. Auch vor der verstärkten Wettbewerbsorientierung der europäischen Trägerindustrie, zu der der internationale Markt zwingt, fürchten wir uns nicht. Mit unseren Kollegen in der europäischen Trägerindustrie haben wir eine Arbeitsteilung besprochen, die eine quantitative wie qualitative Basis für eine sehr positive Standortperspektive beinhaltet. Sorgen bereitet uns aber, dass in Deutschland die hierfür notwendigen Finanzierungsentscheidungen für die Ministerkonferenz eine Woche vorher noch nicht getroffen wurden.“
Hintergrund der aktuellen Problematik ist, dass sich Deutschland erst sehr spät der Meinung der anderen ESA Staaten angeschlossen hat. Diese, insbesondere Frankreich, sind der Überzeugung, dass die starke europäische Position im Raumtransportmarkt nur mit einer völligen Neuentwicklung gehalten werden kann. Deutschland hatte noch bis vor kurzem anstelle der Neuentwicklung eine Weiterentwicklung der heutigen Ariane 5 favorisiert und sich deshalb auf die Übernahme einer seiner bisherigen Rolle entsprechenden Anteil an den Entwicklungskosten budgetär nicht eingestellt.

Staatssekretär Hintersberger berichtete, dass sich das bayerische Kabinett in dieser Woche mit der Problematik befasst habe und eine Fortführung der deutschen Rolle im europäischen Raumtransport auf dem bisherigen Niveau für notwendig halte. 
“Etwas mehr als 20% der Ariane hat Deutschland bisher verantwortet. Soviel muss es auch in Zukunft sein, wenn wir unserer Rolle in Europa gerecht werden, die Impulse dieses Hightech-Segments auch in Zukunft für unsere Volkswirtschaft nutzen und einen massiven Restrukturierungsbedarf in der deutschen Raumfahrtindustrie vermeiden wollen. 
Wir werden in der nächsten Woche unseren gesamten Einfluss in Berlin dafür einsetzen, dass die deutschen Verhandlungsführer mit ausreichenden finanziellen Spielräumen zur ESA-Ministerratstagung reisen.“
Markus Ferber pflichtete dem bei: „Wir setzen inzwischen große Summen aus dem europäischen Haushalt zum Aufbau europäischer Satelliteninfrastrukturen, wie z.B. Galileo, ein. Dies ist Teil unserer europäischen und damit auch unserer deutschen Souveränität und Autonomie. Für mich ist es deshalb zwingend, dass wir beim Transport dieser Satelliten nicht von Dritten abhängig sein dürfen. Ein autonomer europäischer Zugang zum All ist für mich eine ebenso selbstverständliche Notwendigkeit wie ein angemessener deutscher Beitrag dazu. Die Erfolgsgeschichte in Augsburg muss fortgeschrieben werden.“